Die Wundheilung ist in mehrere Phasen unterteilt. Man unterscheidet folgende Phasen der Wundheilung:
Manchmal werden die Phasen der Wundheilung auch anders gezählt, indem entweder die Ruhephase und die Reinigungsphase zusammengefasst werden und/oder die reparative Phase und die Maturationsphase. Dann ergeben sich entsprechend drei oder vier Phasen der Wundheilung.
Sobald eine Verletzung der Haut eintritt, kleben Blutplättchen (Thrombozyten) zusammen. Die Gefäße, die in Mitleidenschaft gezogen wurden, verengen sich. Der Blutfluss ist gestört. Die Blutgerinnung setzt ein, damit die Wunde nicht zu stark bzw. nicht dauerhaft blutet. Die Zellen geben Botenstoffe ab, die den Prozess der Wundheilung in die Wege leiten. Hier zeigen sich charakteristische Symptome wie Wärme, Rötung, Schmerz oder Schwellung.
In der Reinigungsphase treten Zellen, die darauf spezialisiert sind, das schadhafte Gewebe abzutragen, auf den Plan. Auch legt sich eine Schicht auf die Wunde, die aus dem Gerinnungseiweiß Fibrin aufgebaut ist. Diese Schicht verklebt die Wunde. Das Sekret aus der Wunde transportiert Krankheitserreger und Fremdkörper aus der Wunde heraus. Es enthält aber auch wichtige Stoffe für den Stoffwechsel der Zellen in der Wunde. Das Abwehrsystem ist in dieser Phase der Wundheilung damit beschäftigt, Krankheitserreger, die über die Wunde eingedrungen sind, zu bekämpfen. An den Wundrändern wird bereits daran gearbeitet, die Haut langsam wieder herzustellen.
Die Granulationsphase fängt etwa am dritten Tag nach Entstehung der Verletzung an. Dabei wird die Wunde mit neuem Zellgewebe aufgefüllt. Auch werden neue Blutgefäße gebildet, die sehr fein und empfindlich sind (Vaskularisation). Sie sind weit im gekörnten Granulationsgewebe verästelt und beliefern es mit Blut. Etwa ab dem achten Tag werden Fasern aus Bindegewebe hergestellt. Dies geschieht dadurch, dass Wachstumsfaktoren des Körpers die Fibroblasten anregen, in die Wunde zu wandern und dort das Wachstum des Bindegewebes zu veranlassen. Durch dieses Bindegewebe wird die Haut wieder gefestigt. Die Wundränder wachsen aufeinander zu.
Nach der Granulationsphase setzt die reparative Phase ein. Fasern aus Kollagen werden gebildet. Kollagen ist ein Strukturprotein des Bindegewebes. Das bedeutet, dass die Wunde stabiler und belastbarer wird. Je größer die Verletzung war, desto länger kann die reparative Phase dauern.
In der Maturationsphase reift die Narbe heran. Dies kann lange dauern, bis zu einem Jahr. Anfänglich stellt sich die Narbe meist rötlich dar, weil sie stark durchblutet ist. Außerdem spürt man an dieser Stelle meist eine Verdickung. Später werden die Gefäße langsam abgebaut. Dadurch klingt die Rötung in der Regel ab und die Narbe wird zu einer weißen Linie. In vielen Fällen bildet sich die Narbe aber nicht vollständig zurück. Dies hat seinen Grund z. B. darin, dass nur die oberen Schichten der Haut regenerative Fähigkeiten haben; die darunter liegende Lederhaut nicht. Umso tiefer die Verletzung war, desto wahrscheinlicher ist es somit, dass eine Narbe zurückbleibt. Aber auch das Alter und die individuelle Veranlagung können eine Rolle bei der Narbenbildung spielen.
Insgesamt wird die Haut in den verschiedenen Phasen der Wundheilung immer strapazierfähiger. Je nach Größe der Wunde kann dies unterschiedlich lange dauern.
Fedor Singer